Kampf um Berns heisse Punkte

(http://www.bernerzeitung.ch)

Drahtloses Surfen im Internet

Als Erste bietet die Firma TheNet im Kanton Bern ein drahtloses Lokalnetz für den öffentlichen Raum an. Da die Konkurrenz nicht schläft, bahnt sich ein harter Kampf um die Startpositionen an.

Jon Mettler

Die elektronische Post vom Strassencafé aus abrufen, ohne Verbindung via Mobiltelefon oder Kabelanschluss - das ist jetzt auch in der Stadt Bern möglich. Der Berner Internetdienstleister TheNet-Internet Services AG bietet ab 1. November 2002 den ersten kommerziellen WLAN-Dienst (siehe Kasten) im Kanton Bern an. Um diesen nutzen zu können, braucht es tragbare Computer oder elektronische Agenden. Diese müssen mit einer WLAN-Karte ausgerüstet sein, die dem international anerkannten Standard 802.11b entspricht. Bei manchen Geräten ist dieser Zubehör bereits eingebaut. Ansonsten sind WLAN-Karten im Fachhandel erhältlich.

 

Geschäftsreisende im Visier

Weil es sich bei WLAN um kleine und somit lokal begrenzte Netzwerke handelt, ist der Zugriff aufs Internet nur an bestimmten heissen Punkten - so genannten Hotspots - möglich. Bisher kam WLAN lediglich an gut frequentierten Orten wie Flughäfen oder Bahnhöfen zum Einsatz. Die Zielgruppe sind in erster Linie Geschäftsreisende. TheNet sieht aber auch Potenzial in Privatkunden. In Bern errichtet das Unternehmen deshalb die «heissen Punkte» in der Stadt selbst, unter anderem am Bärenplatz, Waisenhausplatz oder in der unteren Spitalgasse. «Wenn unsere Konkurrenten auch in Bern einsteigen, kommt es zum Kampf um attraktive Standorte», sagt Peter Hadorn, Verkaufschef von TheNet.

Zu den Mitbewerbern von TheNet gehören Monzoon und Swisscom. Monzoon hat im Grossraum Zürich bereits WLAN-Netze installiert, darunter im Hauptbahnhof und im Flughafen Unique. Gemäss der Firmenhomepage sollen im Espace Mittelland «bald» weitere Hotspots entstehen. Vorgesehen sind die Läden der Mobiltelefoniekette Mobilezone in Bern, Biel, Thun, Fribourg und Solothurn. Monzoon wurde vor zwei Jahren als Zürcher Start-up gegründet und hat sich zum Ziel gesetzt, ein paneuropäisches WLAN-Netz zu betreiben. Der frühere Chef von Swisscom Mobile, Walter Heutschi, sitzt im Verwaltungsrat.

Swisscom startet mit ihrem WLAN-Angebot schweizweit am 2. Dezember. In der Anfangsphase stehen 100 Hotspots zur Verfügung. In Bern konnte sich der blaue Riese den Kursaal (Hotel Allegro) als heissen Punkt sichern. Auch Swisscom-Sprecher Sepp Huber glaubt, dass der Konkurrenzdruck den Wettbewerb um die wirklich attraktiven Hotspots beflügeln wird: «Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.» Umso mehr, als für Hotspots Exklusivverträge bestehen.

Um sich Wettbewerbsvorteile zu verschaffen, müssen die WLAN-Anbieter also über möglichst viele Hotspots verfügen. Dazu setzen Monzoon und TheNet auf Partnerschaften und Beteiligungen. So kann sich beispielsweise ein Inhaber eines Restaurants eine WLAN-Infrastruktur durch TheNet einrichten lassen. Das Unternehmen selbst beteiligt sich an den Investitionskosten oder übernimmt diese bei einem sehr attraktiven Standort ganz. «Die Infrastruktur kostet unsere Partner weniger als 1000 Franken», sagt Hadorn. «Als Gegenleistung erhalten sie unter anderem eine Umsatzbeteiligung am Datenverkehr, der ihr Hotspot erzeugt.»

 

Was kostet WLAN?

Bleibt die Frage, wie viel die neue drahtlose Breitband-Datenübertragung kostet. Swisscom wie TheNet halten sich mit ihren Preismodellen noch bedeckt. «Aus Konkurrenzgründen», wie beide Unternehmen betonen. Bei TheNet kommen zwei Varianten zum Zug: Ähnlich wie bei der Mobiltelefonie kann das persönliche WLAN-Konto mit Prepaid-Karten aufgeladen werden. Als Alternative dazu bietet die Berner Firma ein Monatsabonnement an. Swisscom will ebenfalls die Abrechnung über Prepaid-Karten anbieten.

Schon jetzt ist aber klar, dass WLAN eine kostengünstigere Alternative zu den Dienstleistungen der dritten Mobilfunkgeneration UMTS ist. Für die drei Besitzer einer teuer ersteigerten UMTS-Lizenz - Swisscom, Sunrise und Orange - eine ungemütliche Situation. Die horrenden Kosten für den Aufbau der UMTS-Infrastruktur können nur durch Volumen amortisiert werden. Je mehr WLAN-Kunden, desto weniger UMTS-Volumen.

«WLAN ist eine Ergänzung zu UMTS», sagt Swisscom-Sprecher Huber und kontert damit das Argument, Swisscom kannibalisiere sich mit beiden Angeboten. «Mit WLAN ist die Mobilität im Gegensatz zu UMTS eingeschränkt.» Tatsächlich ist es technisch noch nicht möglich, ohne Unterbruch von der einen in die andere WLAN-Zelle zu wechseln.

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